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12. К понятию бессознательного В. Кречмер (Zum Begriff des Unbewuβten. Wolfgang Kretschmer)

12. Zum Begriff des Unbewuβten. Wolfgang Kretschmer

Universitat Tubingen, Forschungsstelle fur medizinische Psychologie und Konstitutionsbiologie, BRD

Daβ menschliches Leben mehr umfaβt, als der Einzelne vernünftig überblicken und lenken kann, ist eine alte Grunderfahrung. Das seelisch Unbewuβte versuchte man philosophisch spekulativ vom Bewuβtsein her zu bestimmen, indem man "unbewuβte Vorstellungen" annahm. Bei allem, was der Mensch erlebt, denkt und tut, scheinen "hintergründige" Bedingungen mitzuwirken. Man wuβte auch schon um die Zeitwende, daβ im Menschen spontan neue und darum nicht erlernte Ideen und Fähigkeiten auftauchen können, die wir heute als schöpferisch zu bezeichnen pflegen.

In der rationalistisch-philosophischen Epoche (Kant, Herbart, Wundt) engte sich das Problem auf die Vorstellungen als die hauptsächlichen Bewuβtseinsinhalte ein. Man frug nach ihrem Entstehen und Vergehen. Wo kommen sie her, wenn wir uns erinnern; wo gehen sie hin, wenn wir sie im Fortschreiten des Denkens und Erlebens vergessen? Unter welchen Bedingungen entstehen oder vergehen sie? Wann werden sie sogar dem suchen den Bewuβtsein unzugänglich oder drängen sich ungerufen ins Bewuβtsein? Allerdings, solange man nicht systematisch experimentierte, blieb der Ansatz von den Vorstellungsabläufen her wenig ergiebig, sellbst wenn man auch die Rolle der Afiekte mit einbezog. Weil man es nur mit Elementen zu tun hatte, brauchte man keinen zusammenfassenden Begriff des "Unbewuβten." Die Problemstellung verbreiterte sich nun erheblich im romantischen Denken, das den subjektiven Ereignissen so vollständig wie irgend möglich nachging: dem Gefühl, der Intuition, den ganzheitlichen (ästhetischen und ethischen) Realitätserlebnissen, der Phantasie, den künstlerischen und religiösen Einfällen, dem Schlaf und dem Tod. Um das Verhältnis all dieser komplexen Erscheinungen zum Bewuβtsein zu bestimmen, muβte man flieβend und anpassungsfähig denken, und man versuchte, dem scharf Begrenzten und dem Verschwommenen, dem Deutlichen wie dem Undeutlichen. dem Werdenden und dem Festen gerecht zu werden. Damit aber rückten die Stufen des Bewuβtseins, das Spiel ständig wechselnder Bewuβtheit der Inhalte in den Mittelpunkt des Interesses, was später zur Theorie der Randzone, der "Sphäre" des Bewuβtseinsleldes als Quellort und Grab aller seelischen Vorgänge (Wundt bis Kretschmer) führte. Indem die Romantik das Seelische als etwas Flieβendes und Wandelbares zu bestimmen vermochte, entstanden erst die Voraussetzungen für eine zunehmend integrale Psychologie späterer Epochen. Mit dem das Subjckt umfassenden ganzheitlichen Seelenbegriff entstand aber zugleich das Erfordernis, auch das Hintergründige mit einzubeziehen, auf welches das Bewuβtsein angewiesen ist und das ihm den "Stoff" liefert. So formulierte der Arzt Carus den Begriff des "Unbewuβten" im doppelten Sinn eines Bereichs, der analog den bewuβten seelischen Vorgängen aufgebaut ist und wirkt und der zugleich anders ist, ja einen polaren Gegensatz bildet, indem er die Bewuβtseinsvorgänge kompensiert, ergänzt, ja bestenfalls schöpferisch befruchtet. Hier gilt also die Ganzheit der Seele, deren Licht- und Schattenseite zusammengehören wie Schlafen und Wachen und nur unter gewiss n extremen Bedingungen in einen schroffen Gegensatz zueinander geraten. Diese Idee der produktiven Ganzheit von bewuβtem und unbewuβtem Leben wurde von Jong, Adler und E. Kretschmer aufgenommen und weiterentwickelt. Hinter ihr steht auch die romantische Auffassung vom polaren Aufbau des Organismus, der sich auch im Seelischen spiegle. Der Philosoph Schelling teilt weithin diese Ansichten, erweitert sie aber durch seine Philosophic des unbewuβten Wiliens. Die einzelnen Menschen und die Menschengruppen handeln nicht nur gemaβ der Vernunft und der Zweckmäβigkeit, sondern folgen zumeist Impulsen, deren Herkunft und Sinn ihnen nicht bewuβt ist, denen zu folgen jedoch absolut notwendig erscheint. Hinter dem menschlichen Vorstellen und Handeln stehen hintergründige Prinzipien, unsichtbare Anordner, und unsere Aufgabe besteht darin, zu erkennen, daβ es sie gibt und welche Bedeutung sie haben, um den Zwang zu überwinden und das Leben schöpferisch und frei zu bewältigen.

Freud, der lange Zeit die Diskussion über das Unbewuβte beherrscht, hat vom romantischen Denken wenig gelernt. Er legt den Akzent wieder auf die einzelnen Vorstellungen und Affekte und kommt, da er vom seelisch Gestörten ausgeht zu einem absoluten Gegensatz zwischen den bewuβten Meinungen und den unbewuβten Strebungen. Er zeigt einige Mechanismen, mit denen sich ein Individuum in diesem Kontrast kompromiβhaft sichert (Symptom) oder ihn im günstigen Fall überwindet (psychoanalytischer Prozess). Konnte man dies als diskutabel ansehen, so muβte das Einengen des Seelenlebens auf die mit den Körperöffnungen verbundenen Bediirfnisse und auf aggressive Wünsche bei alien Menschen von Geschmack und Bildung auf scharfe Ablehnung stoβen. Das Problem des Unbewuβten reduziert sich enorm, weil es nach Dar-stellung der Psychoanalytiker nur als Auswcichstation für nicht akzeptable Nahrungs-, Sexual- und Aggressionswünsche funktioniert. Auch die Mechanismen des Zusammenspiels zwischen "Bewupt" und "Unbewuβt" werden nur im Hinblick auf die Ablehnung oder Anerkennung delikater primitiver Impulse, auf Schuld und Strafangst hin untersucht, andere biologische oder psychologische Zusammenhänge übergangen. Experimentell untersuchte nur der Freudschüler Jung die Vorstellungsprozesse im Zusammenhang mit den Begleitaffekten und gelang hier schon in freies Gelände, was die Motive angeht (Assoziationsexperiment). In Freuds Psychologie ist das Unbewuβte nur das Gegenstück des primitiven bewuβten Seelenlebens mit entgegengesetzten Wertvorzeichen. Hier gibt es nichts Hochwertiges zu entdecken. Das Unbewuβte hat auch keine produktive biotische oder spezifisch menschliche Funktion. Das Willensproblem (Bewuβtsein-Bewegung) wird übergangen. Die theoretische Ausbeute ist also spärlich.

Viel mehr Grundsatzliches lernen wir über das Verhältnis zwischen Bewuβtsein, weniger Bewuβtem und nicht wissbarem bei Jung und E. Kretschmer. Die Psychoanalyse muβte theoretisch und praktisch scheitern, weil sie einerseits den positivistischen Weg der experimentellen Erschlieβung der Mechanismen von Vorstellungsprozessen und Bewegungsprozessen nicht betrat, sich je-doch gleichzeitig auf ihn theoretisch bezog. Zum andern, weil sie - obgleich zwangsläufig in die romantische Perspektive der Bedeutungen, Sinnerfahrungen und Werte geraten - diese verleugnete und ihre Befunde in unpassende mechanistische Denkschemata presste. Die Auswegslosigkeit konnte auch durch Flickversuche nicht behoben werden. Füllt man neuen Wein in alte Schläuche, so zerreiβen sie bekanntlich. Es bleibt die Unkonsequenz in den zwei beschrie-benen wesentlichen Richtungen, die einen Fortschritt der Theorie des Unbewuβten versprächen.

E. Kretschmer, der 1919 sehr energisch in die Diskussion über das Unbewuβte eingriff, beklagtees, daβ der psychoanalytische Begriff des "Unterbewuβtseins" das zentrale "Problem der neuropsychologischen Dynamik" verdecke. Das von Arzt und Patient "nicht Gewuβte" sei das "Geheimnis der psychophysischen Korrelation", die Beziehung zwischen "Wille" und "Reflexapparat". Im übrigen sei das "Unbewuβte" eine "negative Gröβe". Unbewuβt hieβen "alle Vorgänge, deren aktueller oder mnestischer Bewuβtseinsgrad zu ihrer Bewuβtseinswirksamkeit in umgekehrtem Verhältnis" stiinden. Kretschmer gewann diese Erkenntnisse durch seine systematischen Untersuchungen von Hysterikern (Zittern, Lahmungen4. Diese zeigten schroffen Gegensatz zwischen dem bewuβten Willen, sich normal zu bewegen, und einem nur indirekt vermutbaren "Willen", gelähmt zu sein oder sich abnorm zu bewegen oder Berührung zu widerstreben.

Der Kontrast lieβ sich u.U. durch unangenehme Empfindungsreize und Suggestionen schnell aufheben (Protreptik). Der bewuβte Wille erwies sich als positiv lebenszugewandt, der unbewuβte als das Subjekt einschränkende, isolierende Tendenz, eine primitive Naturmacht, die im schlimmsten Fall die Oberhand behält. Der Einfluβ dieser Macht wächst mit der Stärke der Gefühle, besonders auch der Angst, und äuβert sich zunehmend in elementaren automati-schen"Bewegungsiormen, (z.B. rhythmische) oder höher integriert als blindes Weglaufen, Bewegungstarre oder UnbeweglichkeiL Analog diesen "hypobulischen Bewegungsschablonen gibt es auch elementare Vorstellungsmechanismen, "hyponoisch" genannt, die sich unter bestimmten Bedingungen (afiektive Erregung oder umgekehrt, Willenlosigkeit, Ruhe) in den Vordergrund schieben, z.B. Symbolisierung, Bildagglutination (Verdichtung), Lockerung der logischen Ordnung, Relativität von Zeit und Raum, Relativitat des Subjekt-Objekt-Unterschiedes.

Das sind also formate Prinzipien, denen gemäβ das Individuum unter bestimmten Bedingungen erlebt oder sich bewegt. Es bleibt of fen, inwieweit sie im einzlenen Fall körperlich ausgelöst oder psychologisierbar sind. Auch welchen Inhalt (z. B. Triebmotive) diese Formen tragen, wird zum Unterschied von der Psychoanalyse nicht im voraus festgelegt, sondern trgibt sich aus dem einzelnen Fall. Bczeichnenderweise spricht nun Kretschmer nie zusammenfassend vom Unbewuβt n, sondern nur von seelischen Ablaufen und Trieben, von Gefühlen und Motiven usw., die mehr oder weniger bewuβt sind. Kretschmer setzt die Ganzheit des Organismus bzw. der Persönlichkeit voraus und meint - ähnlich Adler-, daβ man die Grundtendenz eines Individuums dem Leben gegenüber trotz ambivalenten Gefühlen und ambitendenter Willeneinstellung von den Äuβerungen ablesen könne. Der Gegensatz zwischen bewuβt Erkanntem und Gewolltem und unbewuät sich Aufdrängendem - so schroif er in gewissen Augenblicken erscheinen mag - ist doch relativ und Ausdruck ein und derselben Person. Man kann also auch ohne den В grif des "Unbewuβten" seelisches Leben beschreiben und verstehen.

Suchen wir allcrdings die Bedingungen des Erlebten und Hervorgebrach-ten, so ist das Wort "Unbewuβtes" praktisch, und wir können sagen, daβ es bei Kretschmer Bereitschaften umfaβt, die aus zwei Que lien stammen, einmal die angeborenen Beweguigs - und ErLbnisschablonen, zweitens die erlernttn Bewegungs-, Erlebnis- und Denkformeln. Die letzteren stützen sich auf die ersteren, verdecken sie aber meist. Wir haben Fähigkeiten, ohne uns an deren Entstehung erinntrn zu müssen. Kretschmer faβt diesen Bereich des "Unwillkürlichen", "psychophysisch Koordinierten" und "schablonenartig Genormten" als "Tiefenperson" zusammen und stellt ihr die "Person" als die vernünftige, wirklichkeitsbezogene und geschichtlich orientierte SeitedesSubjekts gegenüber. Für Kretschmer ist es nun wichtiger, inwieweit bestimmte Vorstellungen oder-Handlungen von der Person oder von der Tiefenperson bestimmt werden, als ob sie stärker oder schwacher bewuβt sind. Eine hypobulische Bewegung, z. B. hyssterisches Zittern, ist bewuβt, desgleichen eine hyponoische Phantasie. Doch der menschliche Wert wird negativ, sobald die "Person" entmachtet ist. Das gibt den Ausschlag. Die Tiefenperson ist also nicht einfach unbewuβt, auch wenn sic ins Dunkel hineinreicht (Unwillkürliches); andererseits ist die "Person" auf das Bewuβtsein angewiesen, weil sie nur mit ihm überblicken, urteilen, wählen und entscheiden kann.

Versucht man nun den unbewupten Anteil in der Kretschmersch n Persönlichkeitstheorie zu abstrahieren, so ergibt sich: Das Unbewuβte bildet die als solche nicht bestimmbare, sondern nur aus den Phänomenen des Verhaltens und des Bewuätseinsfeldes indirekt erschlieβbare Reserve der formalen Determinanten von Bewegungen und Bewuβtseinsvorgangen sowie (inhaltlich gesehen) der Erinnerungen. Erst nach Kenntnis des gestuften Aufbaus der Persönlichkeit und seiner verschiedenen Mechanismen hat es nach Kretschmer Sinn, der tiefen-psychologischen Frage nachzugehen, warum eine Vorstellung, die verfügbar sein miipte, nicht im Bewuβtsein erscheinen kann und ob hier besondere Bedeutungen und Sinnzusammenhänge zu berücksichtigen sind.

Wenn wir nun heute das "Unbewuβte" kritisch untersuchen, so sollten wir davon ausgehen, daβ es sich um einen negativen Begriff handelt, der per definitionem nicht obiektivierbar ist. Wir können also nur bedingt annehmen, daβ hier die gleichen Gesetze herrschten wie bei den bewuβten Prozessen, daβ das Unbewuβte einfach analog dem Bewuβtseinsfeld, nur unsichtbar funktioniere. In diesem bei den Psychotherapeuten geläufigen Vorgehen drückt sich die allgemeinmenschliche Tendenz zur Hypostasierung von Theorien aus (aueh dies ist ein elementarer seelischer Mechanismus). Man setzt das Unbewuβte mit dem Körperapparat oder mit einer personlichen Hintergrundsmacht gleich. Im ersten Fall mechanisiert man es, im zweiten mythifiziert man es. Beides führt auf Forschungswege und zu gewissen Erkenntnissen. Aber das "Unbewuβte" wird dsmit sicher nicht bestimmt.

Merken wir uns, daβ wir (lurch Befunde, d.h. durch Phänоmene, auf das Problem des Unbewuβten gestoβen sind und weiterhin stoβen. Nur die Phänomene lassen sich untersuchen. Und diese stelle ich von auβen beim andern test (Bewegung, Sprache), oder der andere stellt sie bei sich test und berichtet darüber. Wir haben also оbjektive und subjektive Phänomene. Solche Erscheinungen sind z.B. normale Spontanbewegungen, hyste-rische Zuckungen, erlernte Bewegungsformeln, Erinnerungen an Wahrnehmungen, sensorische Täuschnngen, Träume, Wachphantasien, Zwangsvorstellungen, Halluzinationen, der Schlafzustand, der Dämmerzustand, künstlerische und philosophishe Einfälle u.a. Diean die Motorik gebundene Untersuchung des Willens und der Willkürlichkeit ist deshalb so wichtig für unser Problem, weil sich die Bewegungen zeitraäumlich abspielen und so am besten zu objektivieren sind. Unbewuβte oder wenig bewuβte Bewegungen konstatieren wir ständig. Die Frage nach dem hypothetischen unbewuβten Willen stellt sich hier sehr scharf und unumgänglich. Dies verleiht den klassichen Hysterie-Untersuchungen Kretschmers und anderer Wissenschaftler sowie auch den Verbaltensforschungen ihr besonderes Gewicht.

Auf dem Gebiet der Vorstellungen und Affekte liegen die Probleme zwar ähnlich; doch sind die Phänomene schwieriger zu bestimmen und zu deuten. Unbewuβte Bewegungen sind uns selbstverständlich, unbewuβte Vorstellungen oder Gefühle eine Absurdität. Nicht bewuβte Leibesbewegungen (Handlungen) oder Phantasien (z. B. Träume) können so aussehen, als wären sie von einem bewuβten Subjekt konsequent und sinnvoll hervorgebracht. Von da her stammt die alte und berechtigte Frage danach, ob das Subjekt nicht eine Nachtseite habe, auch unbewuβt existiere. Darauf gibt es aber weder eine physiologische noch eine psychologische Antwort. Mogen wir "das Unbewuβte", wie die Psychoanalytiker, als Abfallkasten des Tagesbewuβtseins betrachten oder als Quelle angeborener und erworbener Erlebnis- und Verhaltensweisen und schöpferischer Einfälle ansehen. Es bleibt die Erfahrung von Bewegungen und Bewuβtseinsvorgängen, deren Urheber wir niсht zu sein glauben. Wer oder was aber koordiniert die nicht beabsichtigten Phänomene, welche im ganzen menschlichen Lebensbereich, somit auch im gesellschaftlich-kulturellen, eine Rolle spielen. Das öffnet einen Abgrund von Fragen, auf die es nicht wenige Antworten gibt. Sie reichen vom physiologischen bis zum religiösen Standpunkt. Wie sie auch ausfallen mögen, wissenschaftlich gesehen ist der nicht bewuβte Bereich des Menschen lediglich eine aus Erscheinungen gewonnene Abstraktion, ein theoretisches Prinzip.

Bleiben wir uns dessen bewuβt, so ist jeder Forschungsweg berechtigt und jedes Forschungsergebnis interpretierbar. Sobald wir jedoch das "Unbewuβte" hypostasieren, kommen wir von Widerspruch zu Widerspruch. Sagen wir also vorsichtig, daβ sich im Begriff des Unbewuβten alle Funktionsbereitschaften des Menschen im weitesten Sinn, praktische und subjektive, zusammenfassen. Mit dieser allgemeinen Sicht, zu der ja auch Uznadzes Haltungstheorie gehört, legen wir uns nicht zu früh auf etwas Bestimmtes fest. Denn alles Menschliche ist irgendwie auf nicht Bewuβtes bezogen. Ich stimme mit Bassin darin überein, daβ wenn wir Art und Bedingungen erforschen, wie die Bereitschaften zu Erscheinungen werden, Körperliches und Subjektives, Formales und Inhaltliches, Kausales und Bedeutungsvolles parallel zu beobachten haben.

Zum Schluβ beachte man, daβ das "Bewuβtsein" als ein Grenzbegriff ebenso geheimnisvoll ist wie das "Unbewuβte." Wir können nur die Inhalte des Bewuβtseins beschreiben und die in ihm sich vollziehenden Leistungen prüfen. Das Bewuβtsein selbst als begriffliche Abstraktion, läβt sich jedoch nicht wahrnehmen. Das Wesen des bewuβten wie auch des postulierten unbewuβten seelischen Lebens entzieht sich gleichermaβen unserem direkten Zugriff. Wenn wir diese begriffliche und erkenntnistheoretische Situation berücksichtigen - was allerdings den Medizinern und Psychologen schwerfällt - so ist es erlaubt und auch aus praktischen Gründen zweckmäβig von Bewuβtsein und Unbewuβtem zu sprechen.

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